Energiewende und Konflikte um die Windkraft im Odenwaldkreis

Energiewende und Konflikte um die Windkraft im Odenwaldkreis – GRÜNE kritisieren Ausstieg der EnergiegenossenschaftOdenwaldkreis – Die Kreistagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat auf ihrer letzten Sitzung die aktuelle Situation der Windkraft im Odenwaldkreis beraten, wie Fraktionssprecherin Elisabeth Bühler-Kowarsch (Beerfelden) in einer Pressenotiz mitteilt.

Nach Auffassung der Fraktion muss bei der Auseinandersetzung um das Thema Windkraft wieder viel stärker ins Bewusstsein gerufen werden, dass die angestrebte Energiewende kein Selbstzweck ist sondern ihre Begründung in der fortschreitenden Klimakatastrophe sowie letzte Anstöße auch in den Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima findet. Bei der Auseinandersetzung über Standorte von Windkraftanlagen müsse eine Abwägung getroffen werden mit viel größeren und nicht beherrschbaren Gefahren, die in der Nutzung der Atomenergie liegen. Von Anfang an und noch lange nicht ist eine Klärung der Entsorgungsfrage absehbar, wo der über Jahrzehnte produzierte hochgefährliche Atommüll über einen unvorstellbar langen Zeitraum sicher gelagert werden soll und wie der Rückbau der Atomkraftwerke sicher erfolgen kann. Die immensen Kosten, für die eigentlich als Verursacher die Stromkonzerne aufkommen müssen, werden auf Steuerzahler und Stromkunden abgewälzt.

Der Weltklimabericht hat die Gefahren der Nutzung fossiler Brennstoffe für unser Klima einmal mehr vor Augen geführt. Wenn sich die Bürgerinnen und Bürger diese Dimensionen verdeutlichen und abwägen, dann kann die Antwort nur in der Nutzung der erneuerbaren Energien liegen. Prinzipiell empfinden es die Grünen deshalb abträglich in der Sache, dass die öffentliche Debatte zur Energiewende im Odenwald so sehr einseitig durch das alles überlagernde Thema Windkraft dominiert wird. Eine dezentral und bürgernah organisierte Energiewende sei sicher viel mehr als Windkraft und ein bisschen Photovoltaik. Umfragen zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger in ihrer großen Mehrheit eine dezentrale Energiewende wollen.

Eine unsichtbare Energiewende gibt es aber nicht. Wenn der Odenwaldkreis die ambitionierten Ziele im Klimaschutzkonzept für unsere Region annähernd erreichen will, muss die Windenergie ein wichtiger Faktor im breiten Energiemix der Erneuerbaren sein. Ziel des Odenwaldkreises könnte es etwa sein, in einem ersten Schritt wenigstens den Stromverbrauch der privaten Haushalte durch Windkraftanlagen zu decken. Die Ausweisung von Vorrang- und Ausschlussgebieten für Windkraftanlagen halten die Grünen Abgeordneten nach wie vor für einen geeigneten Weg, die unterschiedlichen Standpunkte zur Windkraftnutzung in Einklang zu bringen.

In diesem Zusammenhang sieht die Kreistagsfraktion in dem überraschenden Rückzug der Energiegenossenschaft Odenwald (EGO) aus einem Bereich der Windenergienutzung ein falsches Signal. Die GRÜNEN fragen, ob hier nicht hehre demokratische Prinzipien vorgeschoben werden, wo die Volksbank mit wirtschaftlichen Interessen gegen die von der EGO proklamierten ökologischen Ziele durchregiert. Immerhin ist eine Genossenschaft eine demokratische Organisationsform, in der jedes Mitglied unabhängig von der Höhe der Einlage die gleiche Stimme hat. Viele Odenwälder Bürgerinnen und Bürger haben sich als Mitglieder der EGO engagiert, um angesichts des Mangels an öffentlicher Verantwortung die Energiewende vor Ort voran zu bringen aber nicht, um ein Hotelprojekt zu unterstützen, wie es jetzt geplant wird.

Wenn durch den Rückzug der EGO unter Umständen namenlose Großinvestoren aus (N)Irgendwo zum Zuge kommen und an geeigneten Standorten mehr Windräder entstehen, wird mancher Windkraftgegner begreifen, wie weit man nach dem Prinzip des Heiligen Sankt-Florian kommt.

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